Hochwasser-Katastrophe in NRW: Hilfe und erste Schadensbilanz

Eine so großflächige Hochwasser-Katastrophe hat es in NRW noch nie gegeben: Am 14. und 15. Juli fiel innerhalb von zwei Tagen dreimal so viel Regen wie sonst in einem ganzen Durchschnitts-Juli. In Hagen waren es mehr als 240 Liter pro Quadratmeter in zwei Tagen – normal wären 80 Liter im ganzen Juli. Knapp zwei Wochen später zeigt sich das Ausmaß der Schäden, Soforthilfe steht bereit.

Dramatische Zerstörung durch die Fluten am 14./15. Juli 2021 in Erftstadt-Blessem.

Eine so großflächige Hochwasser-Katastrophe hat es in NRW noch nie gegeben: Am 14. und 15. Juli fiel innerhalb von zwei Tagen dreimal so viel Regen wie sonst in einem ganzen Durchschnitts-Juli. In Hagen waren es mehr als 240 Liter pro Quadratmeter in zwei Tagen – normal wären 80 Liter im ganzen Juli. Knapp zwei Wochen später zeigt sich das Ausmaß der Schäden, Soforthilfe steht bereit.

Düsseldorf/Berlin. Die vom Regen-Tief „Bernd“ ausgelöste Flutkatastrophe hat in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mehr als 170 Todesopfer gefordert, ganze Ortschaften zerstört und Infrastruktur wie Telefon-, Strom- und Eisenbahnnetz in großem Maße ausgeschaltet. „Wir trauern um die Opfer, denken an deren Angehörige und die vielen Geschädigten“, sagte Konrad Adenauer, Präsident von Haus & Grund Rheinland Westfalen. „Unser Dank gilt den unzähligen Helfern, die sich für die Bewältigung der Katastrophe eingesetzt haben.“

Insgesamt belaufen sich die versicherten Sachschäden auf eine Summe von 4 bis 5 Milliarden Euro. Das ist die erste, vorsichtige Schätzung der Versicherer. „Die Schäden dürften sogar noch über denen des August-Hochwassers im Jahr 2002 von 4,65 Milliarden Euro liegen. Tief ‚Bernd‘ gehört damit zu den verheerendsten Unwettern der jüngeren Vergangenheit“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen.

Die Schadensaufnahme der Versicherungen läuft noch, genauere Zahlen sollen im Laufe dieser Woche vorliegen. In jedem Fall ist das Jahr 2021 auf dem Weg, das Teuerste seit 2002 zu werden. Schon im Juni hatten Hagel und Starkregen in Deutschland insgesamt Schäden in einer geschätzten Höhe von 1,7 Milliarden Euro verursacht. All diese Zahlen beziehen sich natürlich nur auf die Höhe der versicherten Schäden. Die tatsächlichen Verwüstungen durch die Unwetterlage dürften nochmal um ein Vielfaches höher liegen.

Hochwasserschäden: Auch Geschäftsstellen von Haus & Grund betroffen

Welche Schäden bei den Mitgliedern von Haus & Grund eingetreten sind, ist noch nicht bekannt. Fest steht, dass im Bereich des Landesverbandes Haus & Grund Rheinland Westfalen zwei Geschäftsstellen von Ortsvereinen durch das Unwetter betroffen sind. Besonders hart traf es Haus & Grund Eschweiler. Der Verein hatte erst im Frühling eine neue Geschäftsstelle bezogen, die jetzt durch die Fluten zerstört worden ist. Sie muss bis auf weiteres geschlossen bleiben.

Der Verein ist jedoch über die 24-Stunden-Service-Hotline unter der Nummer 02403 / 80 10 09 weiterhin für die Mitglieder da. Auch eine Erreichbarkeit per E-Mail ist sichergestellt. Weitere Informationen gibt es auf der Website von Haus & Grund Eschweiler. Auch die Zweigstelle des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins in Erftstadt hat einen Wassereinbruch erlitten. Sie muss zur Renovierung vorerst für zwei Wochen geschlossen bleiben. Um die Mitglieder kümmert sich die Hauptgeschäftsstelle des Vereins in Köln (Hohenzollernring 71-73, 0221 / 57360).

Schäden durch Hochwasser: Viele Eigentümer sind nicht versichert

Zwar sind in Deutschland praktisch alle Wohngebäude gegen Sturm und Hagel versichert. Einen Versicherungsschutz gegen Starkregen und Hochwasser (Elementarschadensversicherung) haben aber nur 46 Prozent der Hauseigentümer abgeschlossen. Angesichts dessen ist es nicht verwunderlich, dass in der öffentlichen Debatte auch die Idee einer möglichen Versicherungspflicht die Runde macht. Für die alleinige Lösung aller Probleme hält eine solche Pflicht aber nach Aussage des GDV nicht einmal die Versicherungswirtschaft.

Mit Blick auf die zunehmenden Stark- und Dauerregenfälle rät der Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland privaten Hauseigentümern zwar zum Abschluss einer Elementarschadenversicherung. „Ein Starkregen kann überall und schnell kommen. Wer den passenden Versicherungsschutz hat, kann etwas beruhigter in die Zukunft schauen“, sagte Verbandspräsident Kai Warnecke. Zusätzlich seien bauliche und planerische Schutzmaßnahmen unabdingbar. Hier hätten vor allem auch die Kommunen ihre Hausaufgaben zu erledigen.

Haus & Grund lehnt Versicherungspflicht ab

Eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden lehnt Haus & Grund ab. Die Elementarversicherung ist in der Regel eine Erweiterung zur Hausrat- und Wohngebäudeversicherung. Sie greift bei Schäden durch Starkregen (z.B. Rückstau und Überschwemmungen), Erdsenkungen, Erdrutsch, Erdfall sowie Schneedruck, Lawinen, Vulkanausbruch und Erdbeben. Die Kosten für eine solche Versicherung hängen neben der Versicherungssumme unter anderem von der Gefahrenzone ab, in der sich das Gebäude befindet.

Genau hier liegt das Problem: Dass viele Eigentümer keine Versicherung gegen Elementarschäden haben, liegt nicht unbedingt an mangelndem Problembewusstsein. „Wer ein Haus in einem Gebiet mit hoher Hochwassergefahr hat, der bekommt unter Umständen gar keine Elementarschadensversicherung“, gibt Erik Uwe Amaya zu bedenken. Der Verbandsdirektor von Haus & Grund Rheinland Westfalen meint: „Wer eine Versicherungspflicht einführt, müsste auch die Versicherer verpflichten, jeden Kunden aufzunehmen, unabhängig von dessen Risiko. Das allerdings könnte die Versicherungen insgesamt stark verteuern.“

Hochwasserschutz verbessern: Was kann getan werden?

Damit würden die Wohnkosten einmal mehr in die Höhe getrieben. Insofern sei es besser, weiterhin auf Freiwilligkeit zu setzen. Wichtig ist vor allem aber auch mehr Prävention. Das  Thema Hochwasserschutz steht auf der Tagesordnung der Politik: „Auch wenn sich Schäden leider niemals ganz verhindern lassen, könnten Veränderungen in Bebauungsplänen, bei der Stadtentwässerung oder aber auch die Renaturierung von Flusslandschaften zumindest helfen, die Folgen von Extremwetter-Ereignissen etwas abzumildern“, meint Amaya. „Dies wird aber nicht innerhalb von Wochen oder Monaten umsetzbar sein.“

Auch jeder einzelne Hauseigentümer kann mit baulichen Maßnahmen etwas zur Verbesserung des eigenen Hochwasserschutzes beitragen. Besonders gefährdet sind Souterrainwohnungen und Räume unterhalb des Straßenniveaus, die über Toilette oder Wasseranschluss verfügen. Bei einem Rückstau werden diese Räume schnell überflutet. Ratsam ist es daher, zu überprüfen, auf welche Abflüsse bei einem Neubau verzichtet werden kann und welche Abflüsse bei einem Bestandsgebäude verschlossen werden können.

Schutz für das Gebäude kann zudem eine Hebeanlage bieten, damit Dusche und WC auch bei einem Rückstau genutzt werden können. Rückstauklappen können hierbei nicht für einen Abfluss des Wassers sorgen. Sie schützen das Gebäude im Fall eines Rückstaus lediglich vor dem Eindringen von Wasser aus dem öffentlichen Kanal. Es gibt außerdem Möglichkeiten, um Kellerfenster vor dem Eindringen von Wasser zu schützen – Entweder mit erhöhten Lichtschächten oder mit speziellen, abgedichteten Fenstern.

Welle der Solidarität: Hilfe für Flut-Betroffene

Den Opfern der jüngsten Flutkatastrophe helfen die Überlegungen über Prävention und Versicherungsschutz freilich nicht weiter. Ihnen greift die Landesregierung mit Soforthilfen unter die Arme, die das Kabinett am Donnerstag (22. Juli 2021) beschlossen hat. Das Land stellt 200 Millionen Euro bereit, der Bund verdoppelt den Betrag aus seinen Mitteln. Durch die Flut in existenzielle Nöte geratene Haushalte können 1.500 Euro bekommen, plus 500 Euro für jedes weitere Haushaltsmitglied, maximal 3.500 Euro insgesamt.

Anträge können bereits gestellt werden, die Formulare und weitere Informationen finden Betroffene unter www.land.nrw/soforthilfe. Außerdem wurden zahlreiche Hilfsaktionen gestartet und Spendenkonten eingerichtet – nach der Flut schwappt eine Welle der Solidarität durchs Land. Das Land NRW hat mit Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbänden die Aktion „NRW hilft“ ins Leben gerufen und ein Spendenkonto bei der Bank für Sozialwirtschaft eingerichtet, Empfänger: NRW hilft, IBAN: DE05 3702 0500 0005 0905 05.

Auch die in Bonn ansässige Aktion „Deutschland hilft“ unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler sammelt Spenden für die Flutopfer, die IBAN lautet: DE62 3702 0500 0000 1020 30. Die Aktion „Deutschland hilft“ ist ein breites Bündnis von Hilfsorganisationen. Telefonisch sind Spenden unter 09 00 / 55 10 20 30 möglich, online über die Website www.Aktion-Deutschland-hilft.de.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst und enthält Material von Haus & Grund Deutschland.

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